Geldwäsche­­präven­tion: So erkennen Unternehmen Risiken und vermeiden Strafen

Unternehmen sehen sich zunehmend mit höheren Geldstrafen konfrontiert, welche auf mutmaßliche Verstöße gegen Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche zurückzuführen sind. Im Jahr 2022 sind die weltweit verhängten Geldstrafen um 50% verglichen zum Vorjahr gestiegen. Über den rein finanziellen Schaden hinaus haben Verstöße gegen Compliance-Vorschriften erhebliche Auswirkungen auf rechtliche Belange, den Ruf und die strategische Ausrichtung von Unternehmen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Banken und andere Unternehmen in der Lage sind, verdächtige Finanzaktivitäten frühzeitig zu identifizieren, um Probleme mit Regulierungsbehörden zu vermeiden.

Wir zeigen neun Möglichkeiten auf, wie Unternehmen ihre Fähigkeiten zur Erkennung von Geldwäscherisiken verbessern können.

1. Überwachung der eigenen Daten

"Follow the money" ist ein häufig gegebener Ratschlag in allen Ermittlungen und er gewinnt besondere Bedeutung im Bereich der Geldwäschebekämpfung. Finanzinstitute verfügen über umfassende Daten zu den Transaktionen ihrer Kunden. Erfahrene Mitarbeiter im Bereich Compliance können diese Daten analysieren, um Muster im Kundenverhalten zu identifizieren, die Ähnlichkeiten mit früheren Fällen von Geldwäsche aufweisen. Solche Muster könnten eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen darstellen.

Worauf sollten Unternehmen achten? Die OECD identifiziert mögliche Indikatoren für Geldwäsche durch Kunden, darunter:

  • Auffällig hohe Einnahmen des Kontoinhabers
  • Ein unerklärlicher Anstieg des Nettovermögens
  • Außergewöhnlich hohe Verschuldung
  • Ungewöhnliches Ziel des Geldtransfers und ungewöhnlich hohe Ausgaben1

2. Einbeziehung externer Daten

Unternehmen können möglicherweise in Geldwäsche verwickelte Personen oder Organisationen durch die Integration zusätzlicher kontextbezogener Datenquellen identifizieren. Zum Beispiel:

  • Nachrichtendaten können Aufschluss darüber geben, ob ein potenzieller Dritter oder Kunde in der Vergangenheit für Geldwäschevorwürfe oder Compliance-Mängel bekannt war.
  • Juristische Unterlagen zeigen, ob ein Unternehmen in der Vergangenheit in Geldwäsche oder andere Wirtschaftskriminalität verwickelt war.
  • Anhand der Unternehmensdokumentation könnte ersichtlich werden, dass ein Dritter eine Briefkastenfirma oder eine andere undurchsichtige Unternehmensstruktur betreibt oder nutzt. Obwohl dies nicht zwingend auf Geldwäsche hindeutet, könnte es ein Anzeichen für ein erhöhtes Risiko sein, das eine eingehendere Untersuchung erfordert.
  • Durch den Abgleich von Transaktionsdaten können Finanzinformationen Aufschluss über die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder die Herkunft des Vermögens einer Person geben.

3. Verstehen der Geldwäscherisiken in Ihrer Branche

Die Risikofaktoren für Geldwäsche in Ihrem Unternehmen hängen stark von der Branche ab, in der Sie tätig sind. Besonders im Finanzdienstleistungs- und Bankensektor ist das Geldwäscherisiko erhöht, da hier häufig beträchtliche Geldsummen grenzüberschreitend transferiert werden. Historisch gesehen haben bösartige Akteure den Edelmetall- und Kunstsektor genutzt, um durch hochwertige Vermögenswerte und Transaktionen Geld zu waschen. Bei Geschäften mit Unternehmen in diesen Sektoren ist es daher ratsam, einen höheren Standard an Due Diligence zu wahren im Vergleich zu Transaktionen mit Konsumgüter- oder Einzelhandelsunternehmen.

4. Verstehen der Risiken in Ihrem Rechtssystem

Bestimmte Länder werden auch dafür bekannt, potenziell günstigere Umgebungen für Geldwäsche zu bieten als andere. Der Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International ist ein Beispiel, der Länder anhand der wahrgenommenen Erwartungen in Bezug auf Wirtschaftskriminalität bewertet.2 Ebenso geben internationale Sanktionsregime Hinweise auf Länder, die einer intensiven Prüfung unterzogen werden sollten.

Bei der Entscheidungsfindung darüber, inwieweit Dritte und Kunden auf Geldwäscherisiken überprüft werden müssen, sollten Unternehmen diese Informationen berücksichtigen. Ein Unternehmen, welches in einem Land wie Norwegen tätig ist, das einen positiven Ruf in Bezug auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption hat, ist in der Regel mit einem geringeren Risiko konfrontiert als ein Unternehmen, welches in Ländern operiert, die internationalen Sanktionen unterliegen, wie beispielsweise Russland und Iran.

5. Einsatz von Technologie zur Automatisierung von Untersuchungen

Technologie kann Unternehmen dabei helfen, die drei oben genannten Schritte effektiver und effizienter auszuführen. Viele Banken setzen beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen ein, um ihre Transaktionsdaten automatisch zu durchsuchen und Unregelmäßigkeiten oder Muster zu identifizieren, die auf Geldwäsche hinweisen könnten. Technologieplattformen wie LexisNexis können die Due-Diligence-Prozesse von Unternehmen verbessern, indem sie eine umfangreiche Menge relevanter Datensätze zusammenführen und potenzielle Risiken von Dritten kennzeichnen, um weitere Untersuchungen zu ermöglichen.

6. Verfolgung von Geldwäschetrends

Kriminelle entwickeln fortlaufend innovative Methoden, um Regulierungsbehörden, Ermittler und Compliance-Teams zu umgehen. Unternehmen sollten diese Entwicklungen als Leitfaden für ihre AML-Strategie nutzen. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Technologie durch Kriminelle, um Geldwäsche zu betreiben, insbesondere im Zuge der Zunahme von Telearbeit und digitalem Banking während der COVID-19-Pandemie. Gleichzeitig ist es für Unternehmen entscheidend, regulatorische Trends zu verfolgen, um zu erkennen, auf welche Bereiche sie ihre AML-Bemühungen am effektivsten konzentrieren können. Dies hilft Geldwäsche frühzeitig zu erkennen, bevor Verstöße gegen Vorschriften auftreten.

7. Kontinuierliche Überwachung

Angesichts der ständigen Veränderungen in den Geldwäscherisikoszenarien ist es für Unternehmen entscheidend, kontinuierlich nach potenziell illegalen Aktivitäten zu suchen. Die regelmäßige Überprüfung von Kundendaten ermöglicht es einer Bank, verdächtige Transaktionen rasch zu identifizieren und zu blockieren, noch bevor sie abgeschlossen werden – und somit bevor die Bank für eine Geldwäscheverletzung haftbar gemacht werden kann. Ein Abgleich von Dritten und Kunden mit den aktuellsten Rechts- und Sanktionsdaten ist erforderlich, um mögliche Veränderungen zu erkennen, die das Geldwäscherisiko erhöhen könnten. Dieser Ansatz ist nicht nur ratsam, sondern wird zunehmend von zahlreichen Regulierungsbehörden weltweit erwartet.

8. Keine Alleingänge

Banken können ihre Erkenntnisse über potenzielle Geldwäsche durch den Austausch von Informationen mit Regulierungsbehörden und untereinander vertiefen. Dieser Austausch kann sowohl allgemeine Trends als auch Unregelmäßigkeiten in Bezug auf bestimmte Konten umfassen. Aufgrund von Datenschutzbestimmungen ist Letzteres nicht immer möglich, jedoch haben einige Regulierungsbehörden in jüngerer Zeit Mechanismen eingeführt, die einen offiziellen Austausch von Informationen zwischen Banken und staatlichen Stellen ermöglichen und fördern – insbesondere in Ländern wie den Niederlanden3 und Singapur4.

9. Schulung der Mitarbeiter und klare Kommunikation 

Es ist entscheidend, dass die AML-Richtlinien als vorrangige Richtlinien von der Unternehmensführung klar kommuniziert werden. Alle Mitarbeiter, die mit Transaktionen betraut sind, sollten entsprechend geschult werden, um potenziell verdächtige Aktivitäten zu erkennen. Zudem ist es wichtig, dass sie wissen, wie und wann verdächtige Aktivitäten dem Vorstand und den Regulierungsbehörden gemeldet werden müssen. Gemäß den Empfehlungen der OECD sollten Finanzinstitute, die ungewöhnliche Aktivitäten auf einem Konto feststellen, zusätzliche Untersuchungen durchführen oder den Kunden auffordern, die Herkunft der Gelder und den Zweck einer Transaktion zu erklären. Die abgegebene Erklärung sollte anschließend sorgfältig bewertet werden.

Nächsten Schritte:

  1. Laden Sie sich unser Whitepaper „AML Compliance: Eine globale Übersicht“ kostenlos herunter.
  2. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten und Vorteile unserer Compliance-Lösungen und Daten-APIs und beantragen Sie einen Testzugang

Money Laundering Awareness Indicators, oecd.org, 10.2009
Corruption Perceptions Index, transparency.org, 2022
Transaction Monitoring Netherlands: A novel solution to the banking industry’s AML puzzle?, ropesgray.com, 16.12.2020
Singapore to Allow Banks to Share Client Data to Fight Crime, bloomberg.com, 9.5.2023

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